Zeit-Raum 2
Turmhalle

Ehem. Tabak­fa­brik Heidelberg/Edingen,1992

Gro­ße Mate­ri­al­viel­falt und streng nume­ri­sche Anein­an­der­rei­hung kenn­zeich­nen die Arbeit Gerd Pflei­de­rers. Er col­la­giert Fund­stü­cke unter­schied­li­cher Qua­li­tät und Her­kunft zu Bil­dern von archa­isch sinn­li­chem Reiz und gele­gent­lich fast sakra­ler Aus­strah­lung. Die ein­zel­nen Tafeln ver­sieht er der Rei­hen­fol­ge ihrer Ent­ste­hung gemäß mit auf­fal­lend gro­ßen akri­bisch gemal­ten Zif­fern. Er prä­sen­tiert sei­ne Arbeit vor­zugs­wei­se in Raum­in­stal­la­ti­on. Dabei arran­giert er die Tafeln mit ande­ren Objek­ten die häu­fig als Zita­te fun­gie­ren, ver­dich­tet die Atmo­sphä­re mit Musik und Geräusch­fet­zen, stei­gert die Wir­kung des Rau­mes durch Dun­kel­heit und geziel­te Licht­ak­zen­te. Schein­bar schwe­re­los hän­gen sei­ne Bil­der an Dräh­ten frei im Raum. Mit jeder Arbeit doku­men­tiert er einen defi­nier­ten Abschnitt sei­ner eige­nen oder frem­den Bio­gra­phie unter Ver­wen­dung von “ori­gi­na­len Objekten”

Es gibt ein ers­tes Bild von Gerd Pflei­de­rer und es wird ein­mal ein letz­tes ent­ste­hen. Doch der Zwei­fel am Zeit­kon­zept ist schon ein­ge­baut. Klei­ne Digi­tal­uh­ren und Zähl­wer­ke irri­tie­ren. Kaum bei 99 ange­langt zäh­len sie wie­der von Neu­em, wie klei­ne spöt­ti­sche elek­tro­ni­sche Kom­men­ta­to­ren. Auch die kreis­för­mi­ge Anord­nung kreis­run­der Bil­der in der Instal­la­ti­on, die Gerd Pflei­de­rer Zeit-Raum nennt, ist Argu­ment für eine zir­ku­la­re Zeit­vor­stel­lung. Als Hom­mage an den Wis­sen­schaft­ler, der der Welt ein neu­es Ver­ständ­nis von Zeit und Raum hin­ter­ließ, erklingt in Pflei­de­rers Zeit-Raum, end­los sich wie­der­ho­lend eine klei­ne Sequenz aus der Oper EINSTEIN ON THE BEACH von Phil­ipp Glass. Hat Ein­stein, die Syn­the­se unter­schied­li­cher phi­lo­so­phi­scher Zeit­theo­rien gefun­den? Die­se Fra­ge ent­lockt Gerd Pflei­de­rer nur ein schel­mi­sches Lächeln 
​​Tho­mas Rößler

Pho­tos der Aus­stel­lung: Gerd Pfleiderer